aus dem Magazin

Wenn die Rüstungsindustrie betteln müsste, …

…dann wäre die Welt einen großen Schritt weiter

Der Anlass für diese Zeilen sind zwei Fernsehmeldungen von ein und demselben Tag. Zum einen berichtet die ARD, dass die Geberkonferenz für das von Hunger bedrohte Somalia die selbst gesteckten Ziele nicht erreicht hat. Die avisierte Summe an Hilfsgeldern sei deutlich unterboten worden, nur ein Drittel der notwendigen 1,5 Milliarden Euro sei sicher. Gleichzeitig habe die deutsche Bundesregierung beschlossen, so heißt es in der anderen Meldung, den Rüstungsetat um 17 Milliarden Euro aufzustocken. Was nun Somalia betraf, das nun vor der „größten Hungerkatstrophe der jüngeren Geschichte steht“, so empfahl der ARD-Moderator uns Zuschauern, doch fleißig zu spenden.

Genau an dieser Stelle ging mir der Puls hoch. Warum müssen wir spenden, wenn doch augenscheinlich genug Geld da ist, um diese Katastrophe gleich zehnmal zu bewältigen. Und es tauchte die einfache Frage auf, wie es denn wäre, wenn wir die Ausgaben für die Entwicklungshilfe und Hungerkatastrophen einfach mal als gesetzt nehmen würden. Zu Neudeutsch: als Must-have. Und wir einmal die Anderen auf Spendentour schicken würden. Mal den militärischen Block. Die zig Milliarden zusätzlich für die Waffenindustrie werden ab sofort einfach gestrichen.
Aber dann kann die Rüstungslobby gerne sammeln gehen: in Fußgängerzonen oder auf Charity-Veranstaltungen. Sie kann auch Werbespots schalten. In etwa so: „Dies ist Herbert. Eine Spende von 1000 Euro hat ihm geholfen. Jetzt hat er sein neues Sturmgewehr für Afghanistan. Und schon bald kann es losgehen. Helfen Sie mit! Helfen Sie schießen! Diese süße kleine Tellermine können Sie auch mit Ihrem Namen versehen lassen. Nur noch 500 Euro und dieser Panzer rollt los…“ Das zusätzliche Einsatzpersonal könnte über ein freiwilliges Rüstungsjahr rekrutiert werden. Eine verdienstvolle Tätigkeit im Dienste der Waffenindustrie würde dem Ehrenamt zu ganz neuem Glanz verhelfen.

Seien wir ehrlich: Diese Art der „Rüstungs-Charity“ würde aller Voraussicht nach ein handfester Flop. Was aber nur deutlich erkennen ließe, wofür die Menschen in diesem Land das Geld wirklich gerne ausgäben. Für einen Bundeshaushalt mit Herz und Verstand eben.
Und das Land würde durch die steigenden und garantierten Ausgaben in der Entwicklungshilfe seiner Verantwortung für die Staatengemeinschaft endlich gerecht.
Oder noch besser: Die Entwicklungshilfe würde ihrem Namen gerecht. Und wenn andere Länder sich wirtschaftlich entwickeln, dann fänden Menschen in der sogenannten Dritten Welt ein Auskommen und flüchteten auch weit seltener, nach Europa beispielsweise. Wovor sollten sie auch fliehen? Denn kriegerische Auseinandersetzungen könnten weit weniger stattfinden. Ein Problem gäb‘s dann allerdings schon: Waffenmangel. Aber damit könnten wir wahrscheinlich ganz gut leben – außer die Rüstungsindustrie.

Sicher, eine einfache und zugegeben naive Vorstellung. Zumindest heute.

Norbert Attermeyer
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