Kinder, Familie & Rente

Studie zu Altersarmut: 2039 sind über 20 Prozent der alten Menschen arm

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung belegt: das Risiko der Altersarmut steigt weiter. Die Armutsgefährdung im Alter werde bis 2039 von aktuell 16,8 auf 21,6 Prozent klettern, so die Prognose der Studie. Auch die Zahl der Rentner*innen, die im Alter auf Grundsicherung angewiesen sind, wird von neun auf dann etwa 12 Prozent steigen. Alleinstehende und Geringqualifizierte werden am stärksten betroffen sein. Die Altersarmut in Ostdeutschland werde dramatisch steigen. Derzeit liege „sie mit 6,5 Prozent deutlich unter dem Westniveau“, so die Studie. Sie werde sich aber im Osten an das Westniveau von knapp 12 Prozent angleichen. Als armutsgefährdet gelten laut Studie Personen, deren monatliches Nettoeinkommen unter Berücksichtigung des Haushaltszusammenhangs unter 905 Euro liegt.

Die Studie der Bertelsmann Stiftung.

Studie kritisiert die geforderten 35 Versicherungsjahre bei der Grundrente

Das Konzept aus dem Koalitionsvertrag, das “für Grundsicherungsempfänger mit 35 Versicherungsjahren eine Erhöhung des Grundsicherungsbedarfs um zehn Prozent vorsieht, kann den Anstieg der Altersarmut kaum bremsen“, so das Ergebnis der Studie. Laut Studie würde „die Reform das Armutsrisiko bis 2039 nur um 0,4 Prozentpunkte auf dann 21,2 Prozent reduzieren“. Studienautor Johannes Geyer vom DIW Berlin: „Der Hauptgrund für diesen geringen Effekt liegt darin, dass weniger als ein Drittel der Personen mit Grundsicherungsanspruch auf die geforderten 35 Versicherungsjahre kommen“.

Das Konzept der Grundrente ohne grundsätzliche Bedürftigkeitsprüfung von Arbeitsminister Hubertus Heil könne „hinsichtlich einer Reduzierung der Altersarmut durchaus mehr Wirkung entfalten“. Trotzdem kritisiert die Studie das Konzept von Arbeitsminister Heil, „da hier viele Personen profitieren [würden], deren Nettoeinkommen deutlich oberhalb der Grundsicherungsschwelle“ liegen werde. Das Konzept von Hubertus Heil müsse „um eine einfache Einkommensprüfung (ohne Vermögensprüfung) und eine etwas flexiblere Auslegung der Versicherungszeiten ergänzt werden“, so das Ergebnis der Studie.

VdK: „Die Regierungskoalition muss endlich ihren Streit über die Grundrente beenden“

„Die Studie zeichnet ein düsteres Bild von der Zukunft vieler heutiger Arbeitnehmer*innen. 2039 könnten über 20 Prozent von ihnen von Altersarmut betroffen sein. Solche Szenarien sind für uns als Sozialverband VdK leider nur allzu realistisch – wenn wir nicht endlich die Weichen in der Rentenpolitik anders stellen. Es braucht dabei ein ganzes Bündel an Maßnahmen“, so Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland.

Sie fordert deshalb: „Die Regierungskoalition muss […] endlich ihren Streit über die Grundrente beenden. Wer jahrzehntelang gearbeitet, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt hat, hat eine ausreichende Rente verdient. Ohne „Wenn“ und „Aber“. Das reduziert nicht nur die Armut im Alter, sondern hat auch etwas mit Respekt vor der Lebensleistung dieser Menschen zu tun.“

SoVD: Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung schnell einführen

Der Präsident des Sozialverbandes Deutschland, Adolf Bauer, zu den Ergebnissen: „Arme Rentnerinnen und Rentner sind eine Schande für unser Land. Denn es ist möglich, Altersarmut zu verhindern.“ Er fordert deshalb eine schnelle Einführung der Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung.

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