aus dem Magazin

Die ganze Welt zu Gast in der Provinz

Das Weltmusik-Festival in Rudolstadt

MarktRudolstadtBunt und heiß war es an diesem Wochenende in der Saale-Stadt. Bei nahe 40 Grad im Schatten waren die Schattenplätze sehr begehrt. Einige Festival-Besucher bauten kurzerhand ihren Tisch und ihren Stuhl direkt in der flachen Saale auf. Andere legten sich einfach hinein und entspannten sich so von der treibenden Hitze. Heiß war es – und das kommt in Rudolstadt so oft nicht vor. Gehörte doch in der Vergangenheit des öfteren die Regenjacke zur passenden Festival-Bekleidung.
Aber die jährlich 80.000 Besucher kommen nicht wegen des Wetters, sondern wegen der Musik und der einmalig entspannten und freundlichen Atmosphäre.
Seit jeher ist das Festival eine Momentaufnahme von Musikern und Artisten, die gerade dabei sind, den musikalischen Olymp zu erklimmen. Und dies war auch in diesem Jahr so. Der Länderschwerpunkt in 2015 war Norwegen und es wurde stellenweise experimentierfreudiges Neuland betreten: Der Tänzer Hallgrim Hansegard trat zusammen mit dem samischen Joiker Torgeir Vassvik auf. Und versetzten mit ihrer Performance LEAHKIT das Publikum ins Staunen. Stellvertretend für die vielen Anderen seien hier nur die Valkyrien Allstars, die Trollmusikken, oder das zu recht gefeierte Gjermund Larsen Trio genannt. Aber auch die kleinen großen Entdeckungen wie die very british Gabby Young & other animals oder das locker groovende Orchestre Tout Puissant Marcel Duchamp aus der Schweiz müssen hier erwähnt werden. Oft vorher unbekannte Namen, die aber noch lange nachklangen. Insgesamt traten 150 Gruppen aus 33 Ländern auf. Mehr als 20 Bühnen wurden bespielt. Die ganze Innenstadt ist Festivalgelände von der über der Stadt thronenden Heidecks-Burg bis hinunter zum städtischen Heine-Park. In jedem Jahr eine organisatorische Meisterleistung des Festival-Teams.
Getragen wird das Festival von einem tiefenentspannten Publikum. In einem Polizeibericht der Stadt Rudolstadt hieß es einmal sinngemäß: „An diesem Wochenende gab es weniger Diebstähle, weniger Körperverletzungen und andere Delikte als an einem normalen Wochenende in Rudolstadt.“ Und das bei 80.000 Besuchern in einem Städtchen, das gerade einmal 24.000 Einwohner hat. Multikulti und Frieden im Osten der Republik. Und das im Herzen Deutschlands (Thüringen). Na wer hätte das gedacht.
Im nächsten Jahr wird übrigens Kolumbien der Länderschwerpunkt sein. Und der Tanz wird die Cumbia sein. Aber egal wer kommt, welcher Tanz es sein wird. Es wird wieder ein super Festival werden.

Norbert Attermeyer
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