aus dem Magazin Zum Leben zu wenig

Viel Grün für wenig Geld

Aus der Sperre Sommer 2019

Umweltschonendes Einkaufen und ein schmaler Geldbeutel schließen sich nicht aus

Tierliebe, gesundheitliche Gründe, die Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks: Es gibt  viele Gründe, sich bewusster zu ernähren. Ein Problem jedoch steht vielen Menschen mit geringem Einkommen im Wege: „Bio“-Produkte haben meistens ihren Preis.

Hier ein paar Tipps, wie man trotz schmalem Geldbeutel sich selbst – und der Umwelt – zumindest ein paar Gefallen tun kann:

Saisonal einkaufen

Foto: Agneta Becker

Spargel im Frühjahr, Grünkohl im Winter, Äpfel im Spätsommer und Herbst. Wer sich informiert, kann zur richtigen Jahreszeit einige hervorragende Schnäppchen machen. Manche Klassiker, wie Champignons und Lauch, haben das ganze Jahr über Saison. Im Internet findet man schnell entsprechende Kalender für den saisonalen Einkauf.

Lebensmittel, die außerhalb ihrer natürlichen Saison gekauft werden, werden entweder in Gewächshäusern angebaut, oder, in den meisten Fällen, importiert – und sind oft teurer. Deshalb:

Regional einkaufen
Die Erdbeere, welche erst per Containerschiff und Lkw bis in unsere Eisschalen transportiert werden musste, belastet nicht nur die Umwelt, sondern schmeckt meist auch fade und hat weniger Vitamine und sonstige Nährstoffe. Dennoch wird mittlerweile der Großteil des in Deutschland verkauften Obstes und Gemüses importiert. Regionale Produkte sind im Supermarkt häufig speziell gekennzeichnet. Außerdem werden sie häufig auf Wochenmärkten angeboten, am Freitagnachmittag findet sogar ein spezieller Biowochenmarkt auf dem Münsteraner Domplatz statt. Hierzu ein kleiner Tipp: Kurz vor Schließung des  Marktes versuchen viele Händler noch, liegengebliebene Waren loszuwerden. Mit etwas Glück lässt sich so das ein oder andere Schnäppchen machen. Auch bieten einige Höfe in der Umgebung Hofverkäufe an – wer Wert auf „Bio“ legt, sollte jedoch aufpassen: Regional heißt nicht immer „aus biologischem Anbau“. Ebenso ist der Begriff „Regional“, anders als „Bio“, in Deutschland nicht rechtlich geschützt, so dass die bei manchen Firmen die „Region“ auch einmal ungewöhnlich groß ausfallen kann – im Zweifel auf das Kleingedruckte achten oder Recherche im Internet betreiben!

Weniger Fleisch konsumieren

Ein Ratschlag, mit dem man sich häufig unbeliebt macht – aber zu viel Fleischkonsum ist nicht nur für die Tiere, sondern auch für Mensch und Umwelt schädlich. Biofleisch ist teuer, und das hat seinen guten Grund: mehr Platz, besseres Futter, weniger mechanisierte Landwirtschaft. Die Supermärkte können Fleisch vor allem deswegen so billig anbieten, da bei der „Produktion“ an allen Ecken und Enden gespart wird. Das bedeutet: wenig Platz, billige, mit Medikamenten angereicherte Viehnahrung, generell schreckliche Haltungsbedingungen für Rind, Schwein und Co. Man muss deswegen nicht gänzlich auf Fleisch verzichten, aber den Konsum einschränken, hilft schon. Und noch ein kleiner Tipp: Da die Fütterung in der Schweinemast wesentlich mehr Aufwand erfordert als in der Rinderhaltung, kostet Bio-Rindfleisch in der Regel nur etwa doppelt so viel wie Fleisch aus der Massentierhaltung, im Vergleich zum dreifachen Preis beim Schweinefleisch von Bio-Höfen .

Foto: Agneta Becker
Foto: Agneta Becker

Verpackungsmüll vermeiden

Hilft auch bei konventionell hergestellten Waren: Viele Gemüse- und Obstarten gibt es sowohl verpackt als auch unverpackt zu kaufen, zum Beispiel Tomaten, Champions, Gurken, Weintrauben. Die Wahl sollte hierbei leicht fallen. Für den leichteren Transport kann man sich selbst eine kleine Kiste oder einen Stoffbeutel einstecken. Auch lohnt es sich, Getränke oder Produkte wie Joghurt und Quark im Glas anstatt im Plastikbecher zu kaufen.
Und wenn sich dann doch einmal unnützer Plastikmüll angesammelt hat, so findet man im Internet unter dem Suchbegriff „upcycling“ viele gute Tipps, um Müll auch im eigenen Haushalt wiederzuverwerten.
Was zu sagen bleibt: Wer nicht viel Geld hat, hat es wesentlich schwerer, sich gesund und nachhaltig zu ernähren. Und wenn es am Monatsende nicht mehr für den teuren Biokäse reicht, so sollte man sich vom schlechten Gewissen nicht zu sehr quälen lassen. Weniger gut Betuchte hinterlassen häufig ohnehin einen geringeren ökologischen Fußabdruck als andere – häufig besitzen sie kein Auto und müssen weniger heizen. Viele Witze wurden gemacht über Menschen, die mit dem SUV beim Bio-Bauernhof vorfahren – beschämen wir diese Menschen dadurch, indem wir uns auf dem Fahrrad an ihnen vorbeischlängeln!

Foto: Agneta Becker

Kenne deine Siegel!

Alle als solche in Europa vertriebenen Bio-Produkte müssen das EU-Bio-Siegel  tragen. Dies bedeutet, dass diese die Mindestanforderungen der EU-Richtlinien für ökologische Landwirtschaft erfüllen.  Diese sind allerdings nicht allzu hoch angesiedelt. Darüber hinaus gibt es mittlerweile eine große Anzahl verschiedener Gütesiegel aus den Bereichen Bio und Fair Trade, welche sowohl von verschiedenen Verbänden als auch von Konzernen eingeführt wurden. Das Problem hierbei: Viele Konzerne haben schnell gemerkt, dass sich mit einem schön klingenden Gütesiegel der Umsatz vergrößern lässt. Dementsprechend ist Vorsicht geboten – die unterschiedlichen Siegel entsprechen unterschiedlichen Standards. Die höchsten Standards bieten Siegel wie Bioland, Demeter, Biokreis, Naturland, Ecoland, Gäa e.V. oder Ecovin. Vorsicht geboten ist hingegen bei Siegeln wie Stiftung Ökotest, QS, oder in erster Linie auf Gentechnik bezogenen Siegel wie Neuland oder „Ohne Gentechnik“. Ebenso gibt es das „Münsterland-Siegel“, welches regionale Produkte bewirbt, aber keine Kriterien für biologische Landwirtschaft aufweist.