Teilhabequoten aus dem Bildungs- und Teilhabepaket im Vergleich
Von Regina Ioffe
Deutschlandweit liegt Münster bei der soziokulturellen Teilhabequote mit 96 Prozent ganz vorne. Teilhabequoten für Gesamtdeutschland liegen weit darunter, im Bundesdurchschnitt sind es 2022 ca. 18 Prozent gewesen.
Anspruchsberechtigt für Bildungs- und Teilhabe-Leistungen (BuT) sind Kinder und Jugendliche, die eine allgemeinbildende oder berufsbildende Schule besuchen und in Familien leben, die entweder Bürgergeld, Grundsicherung im Alter bzw. bei Erwerbsminderung, oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, Wohngeld und /oder Kinderzuschlag beziehen.
Das Bildung- und Teilhabepaket hat mehrere Komponenten:
- Zuschuss zum persönlichen Schulbedarf wie Lehrbücher, Hefte usw., dass zwei Mal pro Schuljahr ausgezahlt wird
- Kostenloses Mittagessen für Kinder in Kindergärten und in einer Nachmittagsbetreuung in den Schulen
- Ermäßigungen bei Fahrausweisen, wenn KiTa oder Schule weit weg von zu Hause liegen
- Teilhabe an gemeinschaftlichen institutionellen sozio-kulturellen Angeboten mit 15 Euro pro Monat (wie Sport, Spiel, Kultur, Musikunterricht)
- Finanzierung von Nachhilfe, wenn die Versetzung in die nächste Stufe gefährdet ist
- Mehrtägige Klassenfahrten oder eintägige Ausflüge

Nachhilfe und Klassenfahrten müssen mittels gesonderter Formulare beantragt werden. Verantwortlich für die Gestaltung und Prüfung von einzelnen Leistungen sind lokale Stellen wie Kreise und kreisfreie Städte.
Die Paritätische Forschungsstelle des paritätischen Gesamtverbandes stellte fest, dass sich die soziokulturellen Teilhabequoten für Gesamtdeutschland in den Jahren 2016 bis 2022 im Bereich von 16,7 Prozent bis 20,2 Prozent bewegten, also fast konstant waren.
Das bedeutet, dass nur knapp ein Fünftel der berechtigten Kinder und Jugendlichen Leistungen zu Sport, Kultur und anderen Kursen abrufen. Es liegt unter anderem an bürokratischen Hürden bei der Beantragung und Nachweisen (Quittungen) für die Teilnahme an Kursen. Außerdem müssen Kursanbieter für Kinder ein spezielles Verfahren durchlaufen, um anerkannt zu werden. Nicht alle wollen es und scheuen die Zusammenarbeit mit Jobcentern.
Tabelle der Teilhabequoten in verschiedenen Bundesländern:
Wie aus der Tabelle zu ersehen ist, gibt es keinen Zusammenhang zwischen dem Wohlstand im einzelnen Bundesland und Teilhabequoten bezüglich des soziokulturellen Lebens. Eine einzigartige Stellung nimmt Schleswig-Holstein ein, wo die Quote wesentlich höher als in anderen Bundesländern ist.
Münster in NRW ist ein Spitzenreiter
Um eine Förderung zu bekommen, werden Eltern an bestimmte, geprüfte institutionelle Anbieter verwiesen. Nur diejenigen Kursanbieter, die in der speziellen Datenbank der jeweiligen Kommune stehen, dürfen gefördert werden. Die Paritätische Forschungsstelle schlägt mehr Teilhabe und weniger Bürokratie vor, so dass nicht nur regelmäßige institutionelle Angebote, sondern auch einmalige nicht institutionelle Angebote wie zum Beispiel Geburtstagfeiern förderfähig werden. Je nachdem, wie viele Anbieter von Kursen für Kinder und Jugendliche in einer Region tätig sind und wie viele davon in die Datenbank einer Kommune aufgenommen werden, fallen die Chancen von Kindern, eine Förderung zu bekommen, sehr unterschiedlich aus.

Ein Blick speziell nach NRW: So beträgt z.B. die Teilhabequote in Bonn zwei Prozent, in Köln 27 Prozent und in Münster 96 Prozent. Münster ist in NRW und deutschlandweit ein Spitzenreiter im Bereich soziokultureller Teilhabe von Kindern. In Münster ist schon seit Jahren eine spezielle Münsterlandkarte eingeführt, über die sämtliche Bildungs- und Teilhabe-Leistungen vom kostenlosen Mittagessen bis zum Besuch vom Sportvereinen abgerechnet werden. Über die Münsterlandkarte lassen sich schnell und unkompliziert notwendige Leistungen zur soziokulturellen Teilhabe beanspruchen: Man muss dem Kursanbieter nur die Kartennummer mitteilen.
Auf dieser Internet-Seite können Eltern im Vorfeld prüfen, ob ein Kursanbieter förderfähig ist oder nicht. Die Datenbank in Münster ist riesig und beinhaltet sämtliche kleine und große Sportvereine, alle Tanzschulen, musikalische Angebote und so weiter.
Sicherlich sind 15 Euro pro Monat keine so große Fördersumme und sie deckt auch nicht immer den Preis eines Kurses vollständig ab. Deshalb ist es wichtig, dass in Münster die Kurspreise für Kinder moderat bleiben, so dass auch einkommensschwache Eltern trotzdem finanziell in der Lage sind, ihren Kindern einen Kursbesuch zu ermöglichen. Sollte ein Kurs aber dennoch zu teuer sein und die Teilnahme des Kindes trotzdem gewünscht werden, können Stiftungen wie das Förderprogramm Mitmachkinder helfen.