Verschiedenes

Literarisches zum Westfalen-Jubiläum

Geschichten und Geschichtchen, die nicht nur Westfalenherzen höherschlagen lassen

Von Werner Szybalski

43 Autor:innen haben die vier Herausgeber:innen, alle vier übrigens Mitglied der Regionalgruppe Münsterland im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS), der professionell Schreibenden, zusammengestellt und zeitlich in die 1250jährige Geschichte des Landes Westfalen eingeordnet.

Die Anthologie zum Jubiläum des östlichen Teils unseres erst 79 Jahre alten NRW-Bundeslandes beginnt nach dem vorgestellten Gedicht „De Woorth“ von Hermann Mensing mit dem Text „Stur wie ein Ochse“ von Bettina Ronschke im Jahr 790 und reicht bis in das aktuelle Jahrzehnt. Zum Abschluss des Werkes blickt Gerd Puls in „Stadt, Land Fluss – Partie in zwölf Etappen“ auf Westfalen „gestern – heute – morgen“.

Puls liefert eine zusammenfassende Beschreibung, was Westfalen, die Subregionen und deren Menschen ausmacht. Zugleich ist es ein sehr gutes Finale für ein 276 Seiten umfassendes Buch mit Geschichten und Geschichtchen, die nicht nur Westfalenherzen höherschlagen lassen.

Neben bekannten Erzählungen über Kirche, Kohle und den Kiepenkerl blicken die Autor:innen auch auf weniger bekannte und vielleicht fast vergessene Aspekte Westfalens. Nach Ronschkes Blick in die Tage der Landesgründung, Westfalen wurde erstmals 875 in den fränkischen Reichsannalen erwähnt, folgt ein Sprung ins 13. Jahrhundert und auf den berühmten Hellweg, der aber hauptsächlich als Einführung zu einer im Rheinland spielenden Kriminalgeschichte führt. Mitten in Westfalen recherchierte Anne-Kathrin Koppetsch, die so einige Opfer der 1100 Hexenprozesse in Westfalen namentlich in Erinnerung ruft.

„Nicht alles ist todt in Westfalen, was begraben ist“, stellte 1834 Heinrich Heine fest, der wusste, dass in den Westfalen noch viel sächsisches aus der Germanenzeit steckt. So geht es mit Westfälischem weiter bis in die jüngste Vergangenheit, in der Peter Hille bekennt: „Ich bin ein Sohn der roten Erde.“ Dorothea Kemper weiß zu erzählen, dass auch in der „Heimatliebe“ was gefunden werden kann – sogar in der Eurobahn zwischen Ascheberg und Dortmund. Natürlich nur, wenn die Leserschaft von „Mehr als Kirche, Kohle, Kiepenkerl“ die manchmal seltsamen Hinweise zu verstehen lernt.

Angenent, Engels, Huckebrink, Lingnau (Hrsg.): Mehr als Kirche, Kohle, Kiepenkerl – 1250 Jahre Westfalen- neu erzählt; Elsinor Verlag; Coesfeld 2025; 276 Seiten; 22,50 Euro; ISBN 978-3945113479; leider (noch) nicht in der Stadtbücherei Münster ausleihbar.