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„#Freitag13: Das System Tönnies stoppen!“

Die „aktion ./. arbeitsunrecht“ macht es immer wieder. Jeweils an einem Freitag, den 13. prangern sie mit Aktionen die größten Arbeitgeber*innen mit Horror-Jobs an. Es traf schon Real, Deliveroo, H&M und KiK. Nun, am Freitag, den 13. September ist der Fleischproduzent Tönnis an der Reihe.

Am 1. August wurde der Schweineschlachter nach einer Online-Befragung für den folgenden „Schwarzen Freitag“ nominiert.

„#Freitag13: Das System Tönnies stoppen!“ Grafik: „aktion ./. arbeitsunrecht“.

In der Kritik steht Tönnis unter anderem wegen seiner Produktionsbedingungen:

  • Massiver Missbrauch von Werkverträgen,
  • Förderung einer kriminogenen Ökonomie durch Sub-Unternehmer, Tochter-Unternehmen und Zulieferer,
  • Brutale Ausbeutung von Bulgaren, Rumänen und anderen Wanderarbeitern am Arbeitsplatz
  • Unmenschliche Wohnverhältnisse für Wanderarbeiter,
  • Grausame Vernutzung von Tieren,
  • Sinnloser Transport durch europaweite Einfuhr von Tieren und weltweite Ausfuhr von Fleisch
  • Gigantischer Wasserverbrauch zu Lasten des Gemeinwesens und
  • Arbeitsplatzvernichtung: Zerstörung regionaler Wirtschaft durch Preisdumping und Aufkauf von Schlachthöfen in Deutschland und Europa.

Campaignerin Jessica Reisner erläutert die Strategie der „aktion ./. arbeitsunrecht“: „Es gilt den Konzern dort zu treffen, wo es weh tut. Das sind Supermarkt-Regale und Stadion-Imbisse. Wir wollen Kunden, Einzelhändler und Fußball-Clubs animieren, auf Tönnies-Produkte zu verzichten.“

Tönnies‘ „skrupellos produziertes Billig-Fleisch“ stecke hinter den Aldi Marke Tillmanns „Meine Metzgerei“. Tönnies beliefere auch Lidl. Ihm gehören die Marken Böklunder, Gutfried, Hareico, Redlefsen (und weitere Marken der Zur Mühlen Gruppe) kritisiert „aktion ./. arbeitsunrecht“.

Kooperationen mit Gewerkschaften, Umweltschützer*innen, Bürgerrechtler*innen und aktiven Fußballfans angestrebt

Die Kampagne von „aktion ./. arbeitsunrecht“ will mit Gewerkschaften, Umweltschützer*innen, Bürgerrechtler*innen und aktiven Fußballfans kooperieren.

Ebenso ruft die Kampagne die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future (FFF)“ zur Kooperation auf: „Klimawandel und Umweltzerstörung sind nicht zu trennen von der kapitalistischen Wirtschaftsform. Es gilt zu verstehen, wie die Fleisch-Krake Tönnies konkret funktioniert. Wir müssen sie gemeinsam stoppen.“

Ebenso kritisiert die Kampagne den Rassismus von Tönnies. Pressesprecher Elmar Wigand erklärt dazu: „Tönnies Äußerungen sind auf Beatrix von Storch-Niveau. Sein bizarrer Gedankengang verbindet Rassismus und Kolonialismus mit militanter Anti-Ökologie. Das ist keine Unbedachte Entgleisung; Tönnies offenbart ein verfestigtes, stramm rechtes, psychotisches Weltbild.“

„Es gäbe noch zwei Branchen in Deutschland, die ‚Sklaverei‘ haben: ‚Das eine ist die Prostitution, das andere ist die Fleischzerlegung‘“

Auch der Kreisverband Gütersloh der Linken fragt, „inwieweit sein Geschäftsmodell auf Rassismus beruht“: „Ein Erfolgsrezept des Tönnies-Konzerns ist die intensive Nutzung von Werkverträgen. So haben im Werk in Rheda nur rund 500 Beschäftigte reguläre Arbeitsverhältnisse, während etwa 3.500 Arbeiterinnen und Arbeiter prekär beschäftigt sind. Letztere kommen zum überwiegenden Teil aus Rumänien, Bulgarien, Polen und anderen Ländern Südost- und Osteuropas. Ihre Arbeitsbedingungen sind in der Regel schlecht, ihre Wohn- und Lebensverhältnisse sind häufig katastrophal. Wenn Menschen Ausgrenzung, Benachteiligung oder Herabsetzung in gesellschaftlich relevanten Einrichtungen erfahren, sprechen wir von institutionellem Rassismus. Das scheint hier der Fall zu sein.“

Friedhelm Koch, Vorsitzender der Paderborner CDU-Mittelstandsvereinigung, hat inzwischen gegenüber der Lokalzeit OWL vom 15.08.201 (WDR-Fernsehen) Tönnies indirekt der »Sklaverei« bezichtigt: Es gäbe noch zwei Branchen in Deutschland, „die Sklaverei“ haben: „Das eine ist die Prostitution, das andere ist die Fleischzerlegung.“ Tönnies betreibe die Fleischzerlegung zwar nicht selbst, aber er lasse es von rumänischen Subunternehmen betreiben. Man baue „seinen Reichtum nicht auf dem Unglück anderer Menschen auf“, so Koch.

Die zentrale Kundgebung des Aktionstages am 13. September 2019 findet in Rheda-Wiedenbrück statt. Auftakt ist um 15 Uhr am Bahnhof Rheda-Wiedenbrück. Weitere regionale Aktionen sind geplant.

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