Von Thomas Kollmann
Die städtische Tochter Wohn+Stadtbau saniert aktuell den großen Wohnblock in Kinderhaus-Brüningheide in der Josef-Beckmann-Straße. Es handelt sich um knapp 200 Wohneinheiten, die mehr als 50 Jahre alt sind.
Vorgesehen ist in vier Bauabschnitten eine Komplettsanierung. Das heißt, Dämmung und Erneuerung der schwarzen Fassade, Erneuerung der Fenster und der Hauseingänge, die Neugestaltung der Balkone und Loggien, Dachdämmung, Dämmung der Kellerdecke. Zudem die Neugestaltung der Außenanlagen. Des Weiteren vorgesehen ist der Austausch der Heizungsanlagen verbunden mit dem Einbau von Wärmepumpen.
Das Kostenvolumen liegt insgesamt bei rund 20 Millionen Euro. Die Energieeffizienz wird sich von F auf A verbessern, so dass die Mietnebenkosten deutlich sinken werden, während die Grundmieten moderat erhöht werden. Dieses Beispiel zeigt ähnlich wie bei den Münsterländer Vermieter Sahle Wohnen, dass vieles möglich ist, es aber auch für betroffene Mietparteien möglich gemacht werden muss.

Beim Projekt Global Nachhaltige Kommune hat die Rathauskoalition auf Anregung der SPD deshalb den wichtigen Passus aufgenommen, dass es in Münster nicht nur um neue Modellquartiere gehen soll, sondern gerade auch die sanierungsbedürftigen Großsiedlungen im Bestand bau- und energietechnisch saniert werden müssen. (Anmerkung der Redaktion: Thomas Kollmann ist SPD-Ratsherr der Stadt Münster.) Denn hier gibt es erhebliche Bedarfe: In Berg Fidel hat ein Großeigentümer aus Kostengründen grundlegende notwendige Sanierungsschritte zurückgestellt. In Kinderhaus ist gut die Hälfte des Wohngebiets im Stadtteil (über 500 Wohnungen) weiterhin höchst sanierungsbedürftig. Zwar wird Kleinteiliges ausgeführt, aber bei manchem Großeigentümer lassen größere Schritte auf sich warten.
Vielleicht hilft das oben beschriebene Beispiel als Vorbild und Anreiz. Notwendig ist es: Im Stadtteil Coerde sind Insolvenzen angemeldet worden und ganze Gebäudeblöcke werden nur dank Unterstützung der Stadt Münster überhaupt halbwegs bewohnbar gehalten. Leidtragende sind die Mieter*innen, die die hohen Nebenkosten tragen müssen und in deren Wohnungen oft Schimmelbildungen und weitere Missstände und Reparaturbedarfe auffällig sind. Immerhin können nun auch in Berg Fidel analog zu Kinderhaus bei Bedarf kostenlose Mieterberatungsscheine ausgegeben werden. Gleichwohl bleibt es eine gesamtstädtische Aufgabe, in den Hochhäusern die Schwächsten unserer Gesellschaft zu schützen und für menschenwürdiges Wohnen zu sorgen.
Andere Städte beweisen, dass mit Förderung aus Bund und Land auch Re-Kommunalisierungen möglich sind. Dazu zum Schluss ein Literaturtipp:
Bernd Imgrund: 1211 Wohnungen – Wie Chorweiler vor den Heuschrecken gerettet wurde;
Greven; Greven Verlag 2023; 120 Seiten; 16 Euro; ISBN 978-3774309661; leider nicht in der Stadtbücherei ausleihbar.
(Nebenbei: Auf dem Sprickmannplatz in Kinderhaus steht eine Heuschreckenskulptur.)