Jugendwerkstatt droht ein langsames Sterben
Von Mitra Behdadi
Zum Jugendausbildungszentrum, kurz JAZ, gehört die Jugendwerkstatt JuWe. Diese ist jetzt von Sparmaßnahmen betroffen und muss vielleicht schließen, ihre Angebote ganz oder teilweise beenden. Dabei hat die JuWe sowie das JAZ insgesamt für Jugendliche eine wichtige Aufgabe: Die Teilhabe und Integration in die Gesellschaft.
Viele Jugendliche und junge Menschen finden aus persönlichen Gründen keinen Zugang zum Arbeitsmarkt oder können nicht an einer regulären Berufsschule teilhaben. Seit Jahren ermöglicht die soziale Einrichtung JAZ/JuWe eine andere Perspektive für sie, um ihre Zukunft besser gestalten zu können. Oder in der Selbstdarstellung: „… für Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahren, die ihre Vollzeitschulpflicht abgeschlossen haben und Unterstützung für ihre persönlichen und beruflichen Perspektiven benötigen. Berufsschulpflichtige Teilnehmer:Innen können mit der Teilnahme in Kombination mit dem Besuch der Ausbildungsvorbereitungsklasse die Berufsschulpflicht erfüllen.“

In der JuWe werden Bereiche wie „Metall- , Holzwerkstatt“, „Hauswirtschaft“ und „Atelier“ angeboten, um vor allem benachteiligte Jugendliche und junge Menschen bei der Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu unterstützen. Jedoch ist zurzeit die Metallwerkstatt nicht mehr verfügbar, und die anderen Bereiche droht auch das Aus.
Der Grund für das bevorstehende Aus ist die Kürzung der finanziellen Förderungen.
Wie sich das JAZ finanziert
Die letzten Haushaltsverhandlungen der Stadt Münster standen unter dem Motto Sparen. Die Fraktionen des Stadtrats Münster haben die Unterstützung für die Förderung von der Stadt Münster über 127.000 Euro für dieses Jahr nicht mehr weiter forciert. Laut JAZ kommen auch vom Jobcenter die gewünschten 212.086 Euro nicht mehr. Und weil die Co-Finanzierungen scheiterten, floss auch die eingeplante NRW-Landesförderung in Höhe von 164.557 Euro nicht mehr. So scheint es aus Sicht keiner städtischen Ratsfraktion wichtig zu sein, dem JAZ mit der Jugendwerkstatt in der jeweiligen Planung weiter eine Unterstützung zukommen zu lassen.
Das JAZ ist eine gemeinnützige Gesellschaft für Aus- und Weiterbildung in Trägerschaft der Caritas. Sie hat die finanzielle Perspektive für das Jahr 2025 Ende 2024 völlig überraschend getroffen. Weder von der Stadtverwaltung noch von der Politik habe es im Vorfeld Signale für eine Ablehnung des Förderantrags gegeben. So hatten die Verantwortlichen vor Ort vielmehr damit gerechnet, dass der jährliche Förderungsantrag auch diesmal positiv beschieden werden würde. Im Nachhinein ein Trugschluss.
Das Angebot JAZ steht also seit dem 11. Dezember 2024 auf der Kippe. In der Folge wurden zwei Werkstätten (Metallwerkstatt und Hauswirtschaft) gestrichen, wobei seit einiger Zeit zumindest die hauswirtschaftliche Tätigkeit wieder zur Verfügung steht. Außerdem wurde seit Januar 2025 der Unterricht aufgrund der Abwesenheit der bisherigen Lehrer von JAZ-Mitarbeitern übernommen, was zu einer starken Belastung dieser und zu weniger möglichen Unterstützung der Jugendlichen geführt hat.
Was verändert sich für die Jugendlichen?
Das JAZ befasst sich bereits seit über 30 Jahren damit, schwer erreichbare junge Menschen in das Ausbildungssystem zu integrieren, mit dem sie bisher noch nicht klargekommen sind. Aufgrund des reduzierten Angebots an der Werkstattauswahl können mehrere Teilnehmende nicht mehr an ihrer gewählten Wunschbeschäftigung teilhaben. Außerdem fallen auch noch die übrig gebliebenen Werkstätten komplett aus, solange die zuständigen Mitarbeiter der Werkstätten an manchen Tagen abwesend sind, aus Überforderung und Personalmangel.

Dadurch geht eines der Hauptziele dieses Projekts verloren, nämlich einen strukturierten Alltag für die Jugendlichen zu ermöglichen. Ein betroffener Jugendlicher erzählt: An den Tagen, wo kein Lehrer präsent ist, merke ich, dass die Schulzeit von uns Jugendlichen weniger produktiv verläuft, da es uns an Struktur fehlt.“ Sozial benachteiligte junge Menschen, die durch das JAZ für sich eine Perspektive zu finden glaubten, werden wahrscheinlich auf diese Perspektive in Zukunft verzichten müssen. Dadurch kommen weitere Folgeprobleme auf sie zu.
Standpunkt der Stadtverwaltung
„Die vielfältigen Problemlagen der Jugendlichen haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert.“ Junge Menschen würden zunehmend durch strukturelle Gruppenangebote nicht mehr ausreichend versorgt. Deshalb müsse diese Situation genutzt werden, um das Angebot im Übergang mit den vielfältigen Angeboten weiterzuentwickeln. Aber: Nach der Nichtaufnahme des Haushaltsantrags werde dies nicht nahtlos gelingen.
Dieses Statement der Stadtverwaltung spricht eine ganz eigene Sprache.
Immerhin: Um eine Überbrückung für die Jugendlichen zu schaffen, habe die Einrichtung eine Zusage der Stadt für einen Zuschuss erhalten – Höhe allerdings ungewiss für das Fortbestehen. Die teilnehmenden Jugendlichen und auch die Erzieher können das alles nicht nachvollziehen, einige sind schockiert, dass hier alles so plötzlich enden soll.
Der Angebot JAZ steht noch bis Sommer dieses Jahres zur Verfügung. Was danach kommt ist weiterhin in der Schwebe. Auch für die Mitarbeiter vom JAZ ist diese ungewisse Situation sehr belastend.
Die Schulen in der Stadt hinterfragen inzwischen die Situation des JAZ, da es immer wieder Jugendliche gibt, die von einer Auszeit ihrer Schule profitieren könnten, die sie dann nützlich im JAZ verbringen.
So ist Öffentlichkeit wichtig: Denn die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf JAZ/JuWe und ähnliche Projekte und Maßnahmen, die benachteilige Menschen fördern, ist entscheidend um Notsituationen wie die aktuelle zu vermeiden.