Vamos bietet Wandel & Handel-Routen an
Von Werner Szybalski
Ende April an einem Sonntag fiel an den Aaseetreppen in Münster der Startschuss für ein neues münsterlandweites Projekt des Vereins Vamos. Vamos- und ADFC-Fahrradguide Bernd Uppena führte die erste „Wandel & Handel-Routentour“ durchs Münsterland an.
Allerdings steckte zwar auch etwas vom neuen Vamos-Projekt drin, doch das Ziel der etwa 55 Kilometer langen Auftakt-Tour waren die Fahrradaktionstage im Dorf Hiddingse. „Angelehnt war die Tour an die Faire-Arbeit-Route, wobei wir allerdings nur das Thema Blumen am Stift Tilbeck besuchen konnten“, erklärte Bernd Uppena, der gemeinsam mit Tore Süßenguth, Referent Bildungs- und Kampagnenarbeit in der Geschäftsleitung des Vereins Vamos, das große Projekt von Vamos im Cuba vorstellte.

Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit verdeutlichen
Die Wandel & Handel-Routen unterscheiden sich von den üblichen touristischen Angeboten im Münsterland durch die Möglichkeit, an den Stationen der Vamos-Rundtouren etwas über Nachhaltigkeit in der Region und globale Gerechtigkeit zu erfahren. Vielen sei überhaupt nicht bewusst, wie klein und niederschwellig der Umstieg auf ein klimagerechteres Leben sei. Tore Süßenguth hat ein ihn immer wieder faszinierendes Beispiel, dass er im Pressegespräch vorstellte: „Umgewandelt zu Biogas steckt in einem Apfelrest in etwa so viel Energie, um eine Glühbirne eine Stunde zum Leuchten zu bringen.“
Sieben unterschiedliche Routen
„Wir fahren durchs Münsterland und entdecken Orte und Dinge, an denen die meisten sonst vorbeifahren würden“ freute sich Bernd Uppena, und dass auch die zweite Tour, die Ende Mai in Havixbeck startete, sehr gut angenommen worden war.

Die Wandel & Handel-Routentour wird es in naher Zukunft in sieben Varianten in den Kreisen Coesfeld und Warendorf geben. Die Strecken ohne Anfahrt zur Route sind zwischen 38 und 55 Kilometer lang. „Für jede der Touren sollten fünf bis sechs Stunden Zeit eingeplant werden“, erklärte Bernd Uppena: „Die reine Radelzeit beträgt rund drei Stunden.“
Die Route kann individuell abgefahren werden, wobei nicht alle angefahrenen Stationen an Wochenende und Feiertagen geöffnet haben. Insgesamt neun Fahrradguides von Vamos bieten auch geführte Routen an. Entweder werden diese ab 200 Euro aufwärts gebucht oder interessierte Radler:innen nehmen an offenen Vamos-Touren teil. „Bei diesen gibt es keinen Preis. Wir bitten aber um Spenden“, stellte Uppena klar.
Themen sind Energie, faire Arbeit, Naturschutz und gesunde, regionale Lebensmittel
Alle Routen würden inspirierende Orte ansteuern, wo sich Menschen und Organisationen für mehr Gemeinwohl, zukunftsfähiges Wirtschaften, die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele und globale Solidarität einsetzen. „Die angefahrenen Orte eint das Ziel, einen lebenswerten Planeten innerhalb seiner Grenzen zu erhalten“, verdeutlicht Projektleiter Tore Süßenguth: „Die zu erkundenden Orte zeigen Lösungen auf, die bereits heute lokal umgesetzt werden. Sie dienen der Motivation, individuell aber auch politisch aktiv zu werden.“
Die schon im vergangenen Jahr eröffnete Tour zum Thema „Faire Arbeit“ führt zum Beispiel vom Stift Tilbeck nach Billerbeck und weiter nach Havixbeck. Am Selbstpflückbeet der Gärtnerei des Stifts Tilbeck oder in der Textilfabrik der Firma Strumpf Dirks können die Routenfahrer:innen erfahren, wie ökologisch verträgliche Wirtschaft funktioniert.

„Alle Routen steuern die globalen Mitmachstationen an, die in den letzten Monaten im Projekt Münsterland Global Lokal zusammen mit Schüler:innen, Bildungseinrichtungen, Kommunen und Unternehmen entwickelt wurden. An diesen Orten sollen die Nutzer:innen mit Menschen und Möglichkeiten von Engagement in Berührung kommen, die sich mit lokaler und globaler Verantwortung und Solidarität, Nachhaltigem Handeln und Wirtschaften, sowie Förderung von Biodiversität und Klimaanpassungen beschäftigen“, verdeutlichte Süßenguth.
Neben der „Faire-Arbeits-Routen“ gibt es die „Lebensmittel-Route“ in Warendorf, wie auch die Produktion von Tomaten in Gläsern und Dosen, „die in Deutschland praktisch alle aus Süditalien stammen“, wie Süßenguth einwarf. Zudem die „Energie-Route“ in Coesfeld, die „Naturschutz-Route“ an der Bever und zukünftig die „Begegnungs-Route“ in Ahlen und Drensteinfurt.
Tipps auf den Infotafeln an den „Mitmachstationen“
Tafeln an den „Mitmachstationen“ geben Informationen zur jeweiligen Thematik oder verraten Tipps, wie sich jeder einzelne engagieren kann oder laden zum Spielen ein. Neben lokalen Beispielen lernen die Teilnehmer:innen auch internationale Akteure kennen, die sich mit der gezeigten Problematik beschäftigen, und erfahren Lösungsmöglichkeiten, die anderswo schon erfolgreich umgesetzt worden sind.
„Wir zeigen Handlungsspielräume auf, die Menschen motivieren, und auch zeigen, dass es andere gibt, die sich ebenfalls engagieren. So wird deutlich, dass niemand mit dem gezeigten Engagement allein ist“, unterstrich Tore Süßenguth. Die Routen sind alle bei der Navigations-App „Komoot“ hinterlegt!